MrWissen2Go – mit bürgerlichem Namen Mirko Drotschmann – steht alleine auf der Bühne des Hilda-Gymnasiums. Er spricht zur vollbesetzten Aula, um ein Gedankenexperiment zu wagen: Stelle dir vor, du besäßest ein kleines Geschäft. Und nun stelle dir vor, dass eines Tages Männer in Uniformen vor den Ladenfenstern stünden. Sie beschimpfen deine Kundschaft, sie hinterlassen Schmierereien auf den Fenstern. Ein Schaulustiger wirft einen Stein in die Auslage, Fensterscherben liegen auf dem Gehsteig. Du rufst die Polizei, doch sie hilft nicht. Gegenüber steht ein Geschäft in Flammen, doch die Feuerwehr löscht nicht, sondern achtet nur darauf, dass der Brand nicht auf benachbarte Häuser überspringt.   Was wie ein Alptraum klingt, war für viele jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger die harte Wirklichkeit im Jahr 1938. Darauf macht Mirko Drotschmann nachdrücklich aufmerksam. Und er mahnt: Was damals geschah, muss lebendig gehalten werden – auch um zu verhindern, dass dergleichen noch einmal geschieht. Die Gedenkfeier zum 85. Jahrestag der Pogromnacht, ausgerichtet von der Projektgruppe „Spurensuche“, hat diesen doppelten Anspruch: den Blick in die Vergangenheit zu richten, um der deportierten und ermordeten jüdischen Hilda-Schülerinnen und Lehrkräfte zu gedenken, und in die Zukunft, um ein Bewusstsein dafür zu wecken, wie erschreckend dünn die Schicht der Zivilisation ist, wenn niemand die Stimme erhebt gegen Unrecht.   Am Ende der Veranstaltung stehen Fragen an den berühmten YouTuber: Wie kann das Erinnern für junge Menschen wachgehalten werden? Wieso ist der Nationalsozialismus unverzichtbares Thema des Bildungsplans im Fach Geschichte? Und wie kann man selbst aktiv werden gegen Rassismus und Antisemitismus? Ganz nebenbei erfahren wir auch, wie viel man mit YouTube verdienen kann, wie viel Vorbereitung in die einzelnen Folgen fließen und welche Projekte bei MrWissen2Go demnächst anstehen. Wir möchten uns herzlich bei Mirko Drotschmann für diesen berührenden, interessanten und lehrreichen Vormittag bedanken und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg dabei, junge Menschen für Geschichte zu begeistern!

Artikel: Herr Adler
Fotos: Röhr/Pforzheimer Zeitung

Fernseh-Beitrag im SWR (Landesschau, ab Minute 5:20)
Radio-Beitrag im SWR
PZ-Artikel