Wenn ich heute, im Mai 2020, ein knappes Jahr nach Ablegen meines Abiturs, meine Schulzeit Revue passieren lasse, denke ich nicht ausschließlich an die schöne Zeit mit meinen Freunden, an Klausurphasen oder Unterrichtsstunden. Die Arbeit am Projekt „Spurensuche“ stellt für mich ebenfalls einen prägenden Aspekt meiner Schulzeit dar. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Projekt für mich mit vielen Emotionen verknüpft ist. Der Weg zu unserem Ergebnis, einem Buch, das die Biografien von 44 ehemaligen Schülerinnen und vier Lehrkräften aufzeigt, war gezeichnet von Recherche und Dokumentation, aber vor allem von Begegnungen. Angefangen bei indirekten Begegnungen, wie beispielsweise dem Lesen eines Tagebucheintrages oder Briefes, bis hin zu direkten schriftlichen Begegnungen mit Nachfahren und dem persönlichen Treffen mit einer Nachfahrin, Elly Krieg aus Australien. Diese Begegnungen dienten natürlich als Quellen für den Inhalt des Buches, sie waren für mich aber weitaus mehr als das.
Sie haben mich betroffen und demütig zugleich gemacht, indem sie mir vor Augen geführt haben, dass hinter der Zahl der Opfer unzählige persönliche Schicksale stehen. Einige dieser Schicksale nun zu kennen, mit Nachfahren gesprochen und Briefe gelesen zu haben, hilft dabei, sich bewusst zu machen, was vor 75 Jahren in Deutschland Realität war. Das Unbegreifliche wurde so auf eine erschreckende Art greifbar. Die Geschichte vorstellbar zu machen, indem man sie anhand persönlicher Schicksale erzählt, ist meiner Meinung nach unerlässlich, um aus ihr Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen. Die Kenntnis einer konkreten Biografie löst Emotionen aus, sie macht nachdenklich und so entschließt man sich zu handeln.
Ich wünsche mir, dass das Buch „Spurensuche“ dazu bewegen kann, für unsere Demokratie im Alltag einzustehen und entschlossen gegen jegliche Form der Diskriminierung vorzugehen
Autorin: Annsophie Schmidt
Beitragsbild: Meyer, PZ-News